...WEIL DIE NACHT ZUR WEIHNACHT WURDE

Wir Christen feiern die Geburt Gottes in der Nacht. Unsere Vorstellung von SEINER Menschwerdung ist eng mit dem Dunkel der Nacht verbunden. Woher aber wissen wir, dass es in der Nacht geschah?

Die Nacht ist doppelsinnig: Sie kann das Dunkle, Unheimliche, Gefahrvolle und Unübersichtliche sein. Religiös verstanden ist sie die Zeit der Gottferne, Nacht der Schuld. Darum mahnt uns die Schrift vom Schlaf aufzustehen und Gott entgegenzugehen.

Wie in der Geschichte von den zehn Jungfrauen (Mt 25,1-13) kommt auch der Bräutigam in der Nacht. Die Nacht kann also auch die Zeit der Gottesbegegnung sein. Die Nacht ist die Zeit der Ruhe und des zur Ruhe Kommens, die Arbeit des Tages ist vorbei. In der Ruhe können wir offen für die Begegnung mit Gott werden. Im Psalm 19 heißt es schon, dass eine Nacht der anderen die Herrlichkeit Gottes kundtut. Die Nacht als Zeit der Gnade.

Mitten in der Nacht, der längsten Nacht, der tiefsten Verlorenheit unseres Lebens tritt Gott in unser Leben, setzt ER einen Anfang für unseren Heilsweg. Menschwerdung Gottes in der Nacht. Gottes Zu-kunft: Er kommt zu uns, damit wir eine Zukunft bei ihm haben können.

Wenn Gott selber zu uns kommt, könnte das ein Anlass für uns sein auch zu uns selbst zu kommen. Lassen wir die irdischen Lichter, die uns den Blick auf das himmlische Licht verwehren, einmal für eine kurze Zeit ausgelöscht: Lassen wir uns ansprechen von dem Wort das Fleisch geworden ist (Joh 1,14), das uns schweigend anspricht.

Es ist heilige Nacht! Der Glanz lässt uns meinen es sei noch Nacht, aber diese Nacht ist bereits von der Nähe Gottes erfüllt. So können wir aus tiefen Herzen singen „Stille Nacht, heilige Nacht". Wir dürfen ruhig sein, die Nacht nicht fürchten. Schweigen, um Gott zu hören.

Die Erfahrung der Nähe Gottes (Heiligkeit) kommt in der Ruhe der Weihe-Nacht zu uns und so können wir mir Karl Rahner sagen: „Und einmal wird keine Nacht mehr sein, weil die Nacht zur Weihnacht wurde."

Reinhard Röhrner

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